Gedankensplitter

Klinikleben als Lebensvision

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Heute Morgen hatte ich einen unerwartet klaren Gedanken: Mein stationärer Aufenthalt damals in der Münsingen war ein . Nicht im dramatischen Sinne, sondern eher wie das langsame Umdrehen eines grossen Schiffes. Still, aber entscheidend.

Vor der Klinik hatte ich oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Und vielleicht kann ich es sogar ein Stück weit nachvollziehen. Heutzutage behaupten so viele Menschen, eine Depression gehabt zu haben – und wenn man nachfragt, stellt sich heraus, dass sie nie in Therapie waren, geschweige denn Medikamente genommen haben. Es stimmt schon: Wer ernsthaft psychisch krank ist, geht in die Klinik. Genauso wie man bei ernsthaften körperlicher Krankheit ins Spital geht.

Für mich persönlich war der Aufenthalt im eine durch und durch positive Erfahrung. Zum ersten Mal war ich nicht der kleinste Fisch im Becken. Ich fühlte mich gemocht. Vielleicht sogar bewundert. Das war neu. Und heilsam.

Ich denke oft an diese Wochen zurück. An mein kleines Einzelzimmer in der Geschlossenen, das sich wie ein Kokon anfühlte. An das tägliche : morgens duschen, zurechtmachen, Frühstück. Danach zwei Stunden Kunsttherapie – Musik hören, etwas mit den Händen erschaffen. Dann ein hochwertiges, gesundes Mittagessen, serviert wie im Hotel. Danach Ruhe. Und am Nachmittag: lange Spaziergänge mit Musik in den Ohren. Ich konnte manchmal gar nicht mehr aufhören zu gehen. Das Gelände, die Umgebung – Natur, Kunst, Wunder, . Abends gemeinsames . Dann herumhängen, reden mit Mitpatient:innen. Einfach da sein. Sich gut fühlen dürfen.

Was hat mich im PZM gesund gemacht?

Ich glaube, es war die Summe all dieser Dinge:

  • Eine schöne, sichere Umgebung
  • Kein Alltagsstress
  • Kein , kein Kochen
  • Täglich gesundes, vollwertiges Essen
  • Tägliche kreative Tätigkeit – ohne Zweck, ausser zu existieren
  • in der Natur
  • Soziale Kontakte, aber ohne Rollen oder Masken
  • Und vor allem: das Gefühl, willkommen zu sein. Anerkennung zu bekommen.

Ich erinnere mich, wie sehr ich mir gewünscht habe, einfach dort zu können. Dass dieses Gefühl nie aufhört.

Und vielleicht ist es genau das, was ich mir heute wieder wünsche – nicht die Klinik, sondern dieses Lebensgefühl. Diese Balance.

Eine schöne, saubere, moderne Wohnung. Meine persönliche Wohlfühl-Oase. Eine Haushaltshilfe, weil ich es gerne sauber habe, aber eine miserable Hausfrau bin. Die Möglichkeit, auswärts essen zu können, weil Kochen nicht meins ist. Spaziergänge zu schönen Orten, kleine Wanderungen, gepflegte Natur. Dienstleistungen wie Coiffeur, Kosmetik – weil sie mir helfen, mich schön und stark zu fühlen. Und aus dieser Stärke kommt dann oft der Impuls, Dinge anzupacken.

Vielleicht ist das mein Ziel:
Nicht „gesund“ im medizinischen Sinn, sondern eingebettet in ein Leben, das mir gut tut. Jeden Tag ein bisschen Klinik – aber ohne Klinik.

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