Bücher
Grok das mal!
Warum „Fremder in einer fremden Welt“ mein Denken verändert hat
Ein Klassiker, der bleibt
Es gibt Bücher, die man liest und wieder vergisst – und es gibt dieses Buch. Robert A. Heinleins „Fremder in einer fremden Welt“ gehört für mich zur zweiten Kategorie. Ich habe es vor vielen Jahren zum ersten Mal gelesen, und es hat sich tief in mein Denken, Fühlen und meine Vorstellung vom Menschsein eingebrannt. Der Roman ist Science-Fiction, Gesellschaftskritik, Religionssatire und spirituelle Utopie in einem – und damit so viel mehr als nur Unterhaltung.
Worum geht’s?
Valentine Michael Smith ist ein Mensch, der auf dem Mars geboren und von Marsianern erzogen wurde. Als Erwachsener wird er auf die Erde zurückgebracht – und ist plötzlich nicht nur rechtmässiger Erbe eines riesigen Vermögens, sondern auch formal Besitzer des Mars. Doch viel interessanter als sein juristischer Status ist seine Perspektive: Michael versteht die Welt nicht – zumindest nicht die menschliche.
Seine Reise ist eine doppelte: Er muss die Erde und ihre Bewohner verstehen lernen – und gleichzeitig verändert er die Welt mit dem, was er vom Mars mitgebracht hat.
Grokking – und warum ich das kann
Was mich am meisten an diesem Buch fasziniert hat? Das Konzept des „Grokking“. Wer es kennt, weiss, wie schwer es sich übersetzen lässt. Grokking ist kein blosses Verstehen – es ist ein tiefes intuitives Einssein mit einem Gedanken, einem Wesen, einem Gefühl.
Ich war sofort elektrisiert. Denn ich kenne das. Ich grokke. Nicht immer, nicht jeden – aber oft Systeme, Strukturen, Dynamiken. Für mich war es fast schockierend, dieses Konzept in einem Roman so perfekt beschrieben zu finden. Endlich ein Wort für das, was ich tue, wenn ich wirklich begreife.
Sprache verändert Realität
Michael bringt von den Marsianern nicht nur Konzepte, sondern auch Sprache mit – und das ist für mich ein weiteres Highlight. Denn über die Sprache, über neue Begriffe, wird es möglich, die Welt anders zu sehen. Ich glaube fest daran, dass neue Begriffe neue Realitäten erschaffen. Dass man die Welt anders denkt, wenn man andere Wörter zur Verfügung hat. Und Michael zeigt uns, wie das geht.
Wasser ist heilig
Ein Detail, das mir nie mehr aus dem Kopf ging: die Verehrung des Wassers. Für die Marsianer – und später für Michael – ist das Teilen von Wasser ein heiliger Akt. Und ich finde: Sie haben recht. Es gibt für mich kaum etwas Erhabeneres, als mich unter Wasser zu verstecken – am Grund eines Sees, in einem stillen Swimming Pool, einfach nur Sein. In vollkommener Stille. In Frieden. Vielleicht ist das meine Art zu verschwinden – so wie Michael es tut, wenn er Ruhe braucht.
Freie Liebe – oder doch lieber selektive Nähe?
Einen Aspekt des Buches sehe ich mit gemischten Gefühlen: Michaels Vorstellung von freier Liebe. Seine Definition von tiefer, bedingungsloser Liebe ist inspirierend – keine Frage. Aber daraus abzuleiten, dass man sexuell mit jedem verbunden sein sollte, fällt mir schwer. Ich verstehe die Idee – aber sie entspricht nicht meiner. Nähe ist für mich heilig – vielleicht sogar heiliger als Wasser.
Fazit: Ein Buch, das bleibt
„Fremder in einer fremden Welt“ ist kein einfaches Buch. Es fordert, irritiert, inspiriert – und bleibt. Es hat mich geprägt, in meiner Sprache, in meinem Denken, in meiner Art zu lieben und zu verstehen. Wer bereit ist, sich wirklich auf etwas Neues einzulassen – jenseits von irdischen Konventionen – sollte dieses Buch lesen. Und wenn du danach beginnst, zu grokken – willkommen im Club.
Quellen:
- Wikipedia: Fremder in einer fremden Welt
- Orell Füssli: „Fremder in einer fremden Welt“ online kaufen
- LovelyBooks: Fremder in einer fremden Welt: Roman von Robert A. Heinlein bei LovelyBooks
- Buchwurm.org: Robert A. Heinlein – Fremder in einer fremden Welt (ungekürzte Fassung)
- litteratur.ch: Robert A. Heinlein: Stranger in a Strange Land [Fremder in einer fremden Welt]
- Literatopia!: Fremder in einer fremden Welt (Robert A. Heinlein)
- DieZukunft.de: Fremder in einer fremden Welt