Kellerbox
Ben – Der Prinz, der erst versprach und dann vergiftete
Als ich Ben kennenlernte, war ich bereit für einen Neuanfang. Ich war 35, hatte dank Magenbypass in zwei Jahren 75 Kilo verloren – und fühlte mich zum ersten Mal wohl in meiner eigenen Haut. Gross, schlank, Kleidergrösse 38 – ich spürte, wie sich etwas wie Selbstvertrauen in mir regte.
Ich war auf der Suche nach „Mr. Right“, einem Mann, der endlich Stabilität und Respekt in mein Leben bringen würde. Jemand, den sogar meine Familie gutheissen würde.
Ich ahnte nicht, dass ich in eine toxische Beziehung hineinschlitterte, die alles verändern würde. Eine Beziehung, die mich auf eine Weise fordern sollte, mit der ich niemals gerechnet hatte.
Ben schien wie die Antwort auf all meine Sehnsüchte.
Charmant, selbstsicher, ein begabter Mechaniker, der stolz auf seine Arbeit in der Fabrik war. Keine Drogen, eigenes Einkommen, ein Auftreten, das irgendwo zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz schwankte.
„Hey, Baby“, sagte er, „ich pass auf dich auf. Vertraue mir. Ich zeig dir den Weg. Ich geb dir das perfekte Leben.“
Und ich wollte ihm glauben.
Ich hatte keine Ahnung, dass ich gerade dabei war, meine neu gewonnene Freiheit und mein Selbstwertgefühl Stück für Stück zu verlieren.
Wie so oft bei Narzissten kam die andere Seite zum Vorschein, sobald er sich sicher fühlte.
Bei uns war das der Tag, an dem er bei mir einzog – in meine winzige Zweizimmerwohnung.
Wir kannten uns erst ein paar Wochen, und alles in mir schrie: Zu früh!
Aber Ben war niemand, dem man einfach „nein“ sagte. Wer ihm widersprach, wurde bestraft –
nicht mit Gewalt, sondern mit Worten. Mit Handlungen, die tiefer schnitten als jede Ohrfeige.
So begann das Gift zu wirken.
Die subtile Zerstörung durch Worte
Am Anfang waren Bens Sticheleien kaum wahrnehmbar.
Eingepackt in Charme und süffisante Lächeln.
„Das ist nicht so dein Ding, oder?“
Oder: „Du bist doch nicht so eine, die denkt, sie sei schlauer als ihr Mann, oder?“
Klang fast harmlos. Fast witzig.
Aber diese Sätze sammelten sich – wie Tropfen, die sich langsam durch Stein fressen.
Nur dass der Stein mein Selbstwertgefühl war.
Was immer mir Freude machte, fand er einen Weg, es klein zu reden.
Ein neues Kleid? „Geht so. Du wirst eh nie aussehen wie die auf den Plakaten.“
Ein Erfolg im Job? „Wahrscheinlich einfach Glück gehabt.“
Er war nie offen grausam.
Aber die ständige Untergrabung meines Selbstwerts war gnadenlos.
Keine blauen Flecken. Keine Beweise.
Nur eine leere Stelle in mir, die von Woche zu Woche grösser wurde.
Kontrolle durch Schweigen
Wenn ich wagte, mich zu wehren – auch nur in kleinen Dingen –
antwortete Ben mit Schweigen.
Nicht das Schweigen eines Menschen, der nachdenken will.
Sondern das berechnende, strafende Schweigen eines Mannes, der dich spüren lassen will, dass du nicht zählst.
Tage ohne ein Wort.
Zwei Menschen in einer Wohnung, wie in Einzelhaft.
Ich stellte einfache Fragen: „Soll ich Wäsche machen?“ oder „Was willst du zum Abendessen?“
Keine Reaktion. Kein Blick. Nichts.
Die Botschaft war klar:
Du bist es nicht wert, dass man dir antwortet.
Gefangen im Netz aus Abhängigkeit
Als ich merkte, wie toxisch alles war, war ich längst mittendrin.
Gemeinsame Finanzen. Alltagsroutinen. Abhängigkeiten, die sich wie Wurzeln um mein Leben gelegt hatten.
Alles Teil seiner Strategie.
Immer wenn er spürte, dass ich wieder ein Stück Eigenständigkeit zurückgewann, reagierte er.
Berechnend.
Einmal räumte er unser gemeinsames Konto leer und liess mich auf unbezahlten Rechnungen sitzen.
Jeder Schritt Richtung Freiheit wurde von ihm sofort gekontert – mit neuen Kontrollversuchen.
Das Buch, das mir die Augen öffnete
Es brauchte ein Buch, um zu verstehen, was wirklich passierte:
„The Verbally Abusive Man“.
Zum ersten Mal hatte ich Worte für das, was ich erlebte.
Gaslighting. Abwertung. Emotionale Erpressung.
Da stand es, schwarz auf weiss.
Ich sah mein eigenes Leben zwischen diesen Seiten.
Und es machte mir Angst.
Nicole
14/02/2025 at 18:18
Hey there, I just wanted to say thank you for sharing your story. It takes a lot of courage to open up about experiences like these. Reading about your journey with Ben really hit home for me. I’ve been in a similar situation before, where the emotional abuse was so subtle