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Schiffsmeldungen – Ein Film wie salzige Luft und heilende Stille
Es gibt Filme, die hinterlassen Spuren. Und dann gibt es Schiffsmeldungen.
Keine dramatischen Fussabdrücke im Sand – eher die Art von Spuren, die man nur fühlt, wenn man barfuss über nassen Fels läuft. Unaufdringlich. Echt. Und irgendwie reinigend.
Ich habe diesen Film geliebt. Und ich liebe ihn noch. Wahrscheinlich werde ich ihn immer lieben. Nicht weil er spektakulär wäre. Sondern genau deshalb, weil er es nicht ist.
Ein stiller Held namens Quoyle
Quoyle ist der Typ Mensch, den man im echten Leben wahrscheinlich übersieht. Ein weicher, trauriger Mann mit eingefallener Körperhaltung und zu viel Schmerz in der Biografie. Gespielt wird er von Kevin Spacey in einer seiner feinfühligsten Rollen – lange bevor die Welt beschloss, dass sie seine Filme lieber vergessen möchte.
Quoyle verliert seine Frau, sein Zuhause, sein Selbstbild. Und zieht sich zurück. Nicht in sich selbst, sondern nach Neufundland – ein Ort, der genauso rau ist wie sein Innenleben. Windgepeitscht, abgelegen, schön auf eine kaputte Art. Und dort, zwischen kalten Klippen und bärtigen Fischern, beginnt eine Heilung, die keine Pflaster braucht. Sondern Zeit. Und Menschen, die ihn einfach so lassen, wie er ist – bis er selbst entscheidet, anders zu werden.
Keine Explosionen, keine Erlösungs-Monologe – nur Entwicklung
Was mich an Schiffsmeldungen so tief berührt, ist der Mut zur Langsamkeit. Die Geschichte schreit nicht, sie flüstert. Und manchmal sagt sie gar nichts – sondern zeigt nur ein Gesicht im Licht. Oder das Meer. Oder einen Blick, der länger dauert als er müsste.
Die psychische Entwicklung von Quoyle ist keine lineare Kurve, sondern ein langsames Auftauen. Er braucht keinen Guru, kein Makeover, kein wildes Finale. Er braucht nur den Raum, er selbst zu sein – und das ist vielleicht die revolutionärste Botschaft des Films.
Denn manchmal ist das grösste Abenteuer nicht die Weltreise, sondern der Moment, in dem man zum ersten Mal wieder tief durchatmet. Oder einem Menschen in die Augen sieht – und nicht sofort wegsieht.
Die Nebenfiguren? Könnte man alle einzeln verfilmen.
Und dann ist da dieser Cast von schrulligen, liebenswürdigen Nebenfiguren: Die exzentrische Tante Agnis, die resolute Vergangenheit im Gepäck hat. Der Chefredakteur, der Todesanzeigen mit journalistischem Ernst verfolgt. Die zurückhaltende Wavey, deren leises Lächeln mehr sagt als hundert Drehbuchzeilen.
Jede einzelne Figur wirkt, als hätte sie ein eigenes Universum im Hintergrund. Und obwohl sie nur kurz auftauchen, bleiben sie. Im Herzen. In der Erinnerung. In der Sehnsucht nach genau solchen Begegnungen.
Der Soundtrack für die Seele
Ich kann diesen Film nicht sehen, ohne mich dabei ertappt zu fühlen, wie ich unwillkürlich die Schultern sinken lasse. Wie ich langsamer werde. Wie mein eigener Schmerz sich plötzlich nicht mehr so untragbar anfühlt.
Daran ist auch die Musik schuld. Der Soundtrack ist ein zartes Kunstwerk – melancholisch, aber nicht weinerlich. Wie ein Stück Vergangenheit, das man nie ganz verstanden hat, aber irgendwie nie loslassen wollte.
Persönliches Fazit: Auch gebrochene Menschen können heilen
Ich bin nicht Quoyle. Aber ich bin auch ein bisschen gebrochen.
Und dieser Film gibt mir Hoffnung. Keine kitschige „Alles wird gut“-Botschaft, sondern das stille Versprechen: Du darfst kaputt sein. Du darfst müde sein. Und trotzdem gibt es einen Weg.
Du musst ihn nur gehen.
Im eigenen Tempo.
Mit Wind im Gesicht.
Und dem Mut, zuzuhören – auch wenn es erst einmal nur Stille ist.
Schiffsmeldungen ist nicht für alle. Aber für manche ist er alles.
Für mich ist er ein Film, den ich jedes Jahr einmal brauche. Wie einen mentalen Reset. Oder wie ein Gespräch mit jemandem, der einfach nur sagt: „Ich versteh dich.“
📽 The Shipping News – unbedingt ansehen, wenn du bereit bist, dich selbst ein bisschen mehr zu fühlen.
Weiterführende Links
🔗 Wikipedia-Eintrag zum Film (deutsch)
🎬 IMDb-Seite zum Film
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Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Eine Rezension zum animierten Kurzfilm „Goldschmied Fabian“
Manche Videos sollte man nicht nur schauen – man sollte sie verinnerlichen.
„Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ gehört für mich ganz oben auf die Liste jener Werke, die Pflichtstoff sein sollten. In Schulen. In der Ausbildung. Und vor allem in den Köpfen all jener, die sich fragen, warum unsere Welt so verdammt schief läuft.
Der Kurzfilm erklärt das Geld– und Zinssystem so anschaulich, dass man gar nicht anders kann, als sich an den Kopf zu greifen: Wie bitte konnte es so weit kommen? Und warum reden nicht alle ständig darüber?
Ich habe selbst für eine der ganz grossen Banken gearbeitet. Und ja – ich hasse Banken. Nicht aus ideologischer Verblendung, sondern aus Erfahrung. Unser Geldsystem ist zutiefst unethisch. Es ist ein System, das auf künstlicher Knappheit, Schulden und Abhängigkeit basiert. Das Wachstum erzwingt, wo längst genug wäre. Und das Krisen nicht verhindert, sondern zyklisch hervorbringt.
Das Video zeigt dies nicht mit Fachjargon, sondern mit Bildern, die hängen bleiben. Es erklärt, wie Geld „aus dem Nichts“ erschaffen wird – und warum genau dieses „Nichts“ in Form von Zinsen mehr zerstört als erschafft. Es macht deutlich, dass nicht alle gleichzeitig schuldenfrei sein können, weil das System selbst auf Schulden basiert. Es zeigt, warum der Zins nicht einfach eine neutrale Gebühr ist, sondern eine systemische Ungerechtigkeit mit Schneeballeffekt.
Wer nach dem Übel in der Welt sucht, findet hier eine zentrale Spur.
Schmerzhaft ist nur: Es scheint niemanden zu interessieren.
Oder besser gesagt: zu wenige, um die Richtung zu ändern.
Doch genau deshalb teile ich diesen Film.
Denn Aufklärung ist vielleicht kein Allheilmittel – aber sie ist ein Anfang.
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Die Psyche des Psychiaters

🎯 Weshalb das Video relevant ist
- Persönlich, ehrlich und schonungslos
Etzensberger gewährt Einblick in seine eigene Erfahrung mit seiner psychischen Innenwelt – seiner «Psyche» als behandelnder Psychiater. Das ist ungewöhnlich: Selbstreflexion auf diesem Niveau ist im medizinischen Alltag selten. - Institution und Mensch vereint
Er spricht nicht nur über professionelle Herausforderungen, sondern auch über die psychische Belastung, die entsteht, wenn man über Jahre Entscheidungen trifft, Verantwortung trägt und mit psychisch erkrankten Menschen arbeitet. - Einfluss auf die Psychiatrie in der Schweiz
Der Dokumentarfilm behandelt nicht nur seine persönliche Geschichte, sondern wirft auch ein Licht auf strukturelle Fragen in der Psychiatrie, etwa über die Balance zwischen Professionalisierung und Menschlichkeit.
🗂️ Inhalts-Zusammenfassung (kapitelweise)
- Einführung & Rücktritt
Im Film erfährt man von seinem Rückzug als Chefarzt 2008 – ein Schritt, der viele Fragen zur Motivation und seinen Gefühlen auslöst . - Beruflicher Alltag & Verantwortung
Er erzählt von Situationen, in denen er sich psychisch überfordert fühlte – Entscheidungen, die Patienten betreffen, und die emotionale Schwere, die damit einhergeht. - Selbstreflexion & Psyche
Etzensberger beschreibt seine eigene Psyche, etwa Gefühlslagen, innere Konflikte und die Belastung, empathisch aber zugleich professionell bleiben zu müssen. Das mentale Gleichgewicht steht konstant auf dem Prüfstand. - Institutionelle Reflexion
Er kritisiert bestimmte Strukturen: den Druck, Prozesse effizient gestalten zu müssen, während gleichzeitig die individuelle psychische Deutung und Menschlichkeit oft zu kurz kommen. - Persönliche Schlussfolgerung
Sein Rücktritt ist sowohl ein Akt der Selbstfürsorge als auch ein Statement. Er setzt ein Zeichen, dass auch Psychiater nicht unverwundbar sind – dass sie wie alle Menschen Grenzen kennen müssen.
💭 Bedeutung & Interpretation
- Mensch hinter dem Doktor
Zeigt: Psychiater sind keine unfehlbaren Experten – auch sie tragen ihre seelische Last mit sich herum. - Institution als Spiegel
Die Psychiatrie ist gezeichnet von Effizienz und strukturellen Zwängen – das tut dem Menschen oft weh. - Profession & Empathie
Gerade im Gesundheitswesen braucht es Räume, wo Mitarbeitende offen über ihre Psyche sprechen können, ohne sanktioniert zu werden.
🌟 Fazit
«Die Psyche des Psychiaters» ist eine mutige, persönliche Reflexion über psychische Belastungen im psychiatrischen Beruf – ein seltenes, humanes Porträt. Dr. Etzensberger verbindet dabei professionelles Selbstverständnis mit persönlicher Verletzlichkeit – ein wertvoller Impuls für die gesamte psychosoziale Fachwelt (und für uns Laien bleibt es bewegend und erkenntnisreich).
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