Wissensperlen
Selbstbewusstsein oder Selbstwert? Einfach zu unterscheiden?

Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung – Eine Selbstwert-Störung?
Selbstwert? Selbstbewusstsein? Selbstvertrauen?
Selbstwert, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wird vielfach gleichgesetzt und völlig synonym verwendet. Menschen mit ÄVPS haben ein wenig Selbstwertgefühl gepaart mit einen überdurchschnittlichen Selbstbewusstsein. Warum diese Kombination problematisch ist, wird klar, wenn wir uns die genaue Bedeutung genauer anschauen:
Selbstvertrauen
Hier geht es darum, wie fest du dir selber vertraust. Wie fest vertraust du in deine Fähigkeiten, in dein Handeln oder in deine Entscheidungen?
Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein oder eben sich seiner Selbst bewusst sein, wissen wer man ist. Wer sich selbst gut kennt, der ist sich seiner Selbst bewusst.
Unter Selbstbewusstsein wird das aktive, durch innere Denkvorgänge herbeigeführte, Erkennen der eigenen Persönlichkeit verstanden. Die Frage: „Wer oder was bin ich?“ kann als Ergebnis dieses Denkvorgangs beantwortet werden. Dazu gehört es, die eigenen Handlungen reflektieren und hinterfragen zu können. Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis ist essentiell, um das eigene Verhalten verändern zu können.
Für einige ist das Bewusstsein gleichbedeutend mit Selbstbewusstsein: Sie verstehen darunter die Kenntnis vom eigenen Verhalten, seinen Ursachen und Auswirkungen. In diesem Sinn fehlt den Pflanzen das Bewusstsein, während es einige Tierarten besitzen und der Mensch es im Überfluss hat. Man kann Bewusstsein auch durch persönliche Erfahrung definieren. So ist man im Schlaf mehr oder minder ohne Bewusstsein und erlangt es erst wieder, wenn man erwacht. In diesem Sinn hat Bewusstsein, auf den Menschen bezogen, die gleiche Bedeutung wie für die meisten Tiere.
Viele Aussagen über die Bedeutung des Bewusstseins konzentrieren sich auf die Frage, ob das menschliche Bewusstsein einen nicht-physischen Charakter hat und die Möglichkeit wissenschaftlichen Verstehens übersteigt. Im psychologischen Zusammenhangt ist Selbstbewusstsein in starkem Zusammenhang mit Erkenntnis. Nur weil man sich selber bewusst ist, nimmt man sich noch lange nicht so wahr, wie man wirklich ist und funktioniert.
Der Begriff Selbstbewusstsein wird oft mit dem Begriff Selbstwert verwechselt. Menschen, die ein besseres oder grösseres Selbstbewusstsein haben möchten, meinen damit oft, dass sie ein grösseres Selbstwertgefühl haben möchten oder selbstsicherer auftreten möchten.
Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl bestimmt, wie wertvoll (nicht mönetär) man sich selbst fühlt. Unter Selbstwertgefühl oder Selbstwert versteht die Psychologie die Bewertung, die man von sich selbst hat.
Unterschieden wird nicht nur, ob der Selbstwert einer Person hoch oder niedrig ist, sondern auch ob er stabil oder instabil, kontingent oder nicht-kontingent, explizit (bewusst kognitiv) oder implizit (unbewusst affektiv erfahrungsbedingt), sicher oder fragil ist.
Es ist also möglich, dass wir zwar glauben, dass wir ein hohes Selbstbewusstsein haben, uns aber ganz und gar nicht so verhalten und so fühlen. Tatsächlich scheint der Leidensdruck in solchen Fällen besonders hoch zu sein oder anders formuliert: Menschen die denken, dass sie ein schlechtes Selbstwertgefühl haben und tatsächlich so fühlen und handeln, leiden viel weniger darunter, als Menschen die im Kopf (kognitiv) einen anderen Selbstwert haben als unbewusst.
Der Selbstwert dient als ein Indikator für die soziale Integration eines Menschen (Soziometer-Theorie).
Der Selbstwert wird stark von Denkprozessen (Grundannahmen, automatische Gedanken, verzerrte Informationsverarbeitung) beeinflusst.
Wie sich Selbstwertgefühl ausdrückt
Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl verschmerzen Rückschläge und Niederlagen besser und erholen sich schneller davon. Das innere Bild, das wir von uns haben, bestimmt massgeblich wie wir uns erleben und verhalten. Ein gutes oder schlechtes Selbstwertgefühl hängt massgeblich von unseren inneren Überzeugungen ab.
Diese Überzeugungen nehmen wir jedoch oft nicht bewusst wahr, wobei gerade die Wahrnehmung dieser Muster der entscheidende Schritt ist, der eine Veränderung zum besseren erst möglich macht. Daher ist es sicher lohnenswert zu ergründen, welches die eigenen inneren Überzeugungen sind.
Zu einem guten Selbstwertgefühl gehören Überzeugungen wie:
- Es ist gut, dass es mich gibt.
- Ich mag mich so, wie ich bin.
- Ich bin attraktiv.
- Ich kenne meinen Platz im Leben.
- Ich gehöre dazu.
- Ich habe etwas beizutragen.
- Ich weiss, was mich aufblühen lässt, und suche mir das.
- Ich weiss, was mir nicht guttut, und gehe dem aus dem Weg.
- Ich gestalte mein Leben so weit wie möglich selbst.
- Ich weiss, was ich kann, und kenne auch meine Schwächen.
- Ich akzeptiere mich mitsamt meinen Fehlern und Mängeln.
Wie sich geringes Selbstwertgefühl zeigt
Menschen mit schwachem Selbstwertgefühl denken von sich:
- Ich bin nicht gut genug.
- Andere sind attraktiver, klüger, beliebter … als ich.
- So wie ich bin, kann ich mich nicht lieben.
- Ich weiss nicht, wo ich eigentlich hingehöre.
- Ich kann mich nicht durchsetzen.
- Ich weiss nicht, was ich will.
- Andere können sich mehr rausnehmen als ich.
- Andere bestimmen, wo es langgeht. Mir bleibt nur, mich zu fügen.
- Erst wenn ich schöner, klüger, dünner, interessanter, lustiger … geworden bin, dann bin ich okay.
- Keiner soll mein wahres Ich mit seinen Unzulänglichkeiten sehen. Ich muss es hinter einer Fassade verstecken.
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Videos
Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Eine Rezension zum animierten Kurzfilm „Goldschmied Fabian“
Manche Videos sollte man nicht nur schauen – man sollte sie verinnerlichen.
„Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ gehört für mich ganz oben auf die Liste jener Werke, die Pflichtstoff sein sollten. In Schulen. In der Ausbildung. Und vor allem in den Köpfen all jener, die sich fragen, warum unsere Welt so verdammt schief läuft.
Der Kurzfilm erklärt das Geld– und Zinssystem so anschaulich, dass man gar nicht anders kann, als sich an den Kopf zu greifen: Wie bitte konnte es so weit kommen? Und warum reden nicht alle ständig darüber?
Ich habe selbst für eine der ganz grossen Banken gearbeitet. Und ja – ich hasse Banken. Nicht aus ideologischer Verblendung, sondern aus Erfahrung. Unser Geldsystem ist zutiefst unethisch. Es ist ein System, das auf künstlicher Knappheit, Schulden und Abhängigkeit basiert. Das Wachstum erzwingt, wo längst genug wäre. Und das Krisen nicht verhindert, sondern zyklisch hervorbringt.
Das Video zeigt dies nicht mit Fachjargon, sondern mit Bildern, die hängen bleiben. Es erklärt, wie Geld „aus dem Nichts“ erschaffen wird – und warum genau dieses „Nichts“ in Form von Zinsen mehr zerstört als erschafft. Es macht deutlich, dass nicht alle gleichzeitig schuldenfrei sein können, weil das System selbst auf Schulden basiert. Es zeigt, warum der Zins nicht einfach eine neutrale Gebühr ist, sondern eine systemische Ungerechtigkeit mit Schneeballeffekt.
Wer nach dem Übel in der Welt sucht, findet hier eine zentrale Spur.
Schmerzhaft ist nur: Es scheint niemanden zu interessieren.
Oder besser gesagt: zu wenige, um die Richtung zu ändern.
Doch genau deshalb teile ich diesen Film.
Denn Aufklärung ist vielleicht kein Allheilmittel – aber sie ist ein Anfang.
Wissensperlen
Comorbidity: AVPD Rarely Comes Alone

AVPD Comorbidity: Understanding Its Impact on Mental Health
Anyone who delves into mental illnesses and disorders will soon encounter the phenomenon of comorbidity. This is the technical term for the simultaneous occurrence of multiple mental disorders. Or, to put it simply: One rarely comes alone.
AVPD comorbidity is a critical area of study, as it highlights the complex interplay between different mental health conditions. Understanding AVPD comorbidity can lead to better treatment strategies and improved mental health outcomes.
In psychiatry, comorbidities are not the exception but rather the rule. Especially in inpatient facilities, almost every patient has a disorder in a practical double pack – or even the full family set. Studies show that certain combinations are particularly common.
AVPD comorbidity often exacerbates the symptoms of the primary disorder, leading to a more complex clinical picture that requires tailored interventions.
Typical Combinations with AVPD
The significance of AVPD comorbidity cannot be overlooked, as it is pivotal in shaping the overall treatment approach for affected individuals.
Depression
Understanding AVPD comorbidity can also help in recognizing patterns and tailoring strategies for those who face multiple mental health challenges.
The connection between AVPD and depression has been confirmed in numerous studies. In fact, it’s so strong that some experts debate whether AVPD can even exist without depression. Theoretically, AVPD could be just a symptom of depression, disappearing when the depression is successfully treated. Or at least fading so much into the background that the diagnosis no longer applies.
Another interesting detail from studies: 45% of people with depression also suffer from social anxiety – but only during their depressive episodes. A kind of temporary AVPD trial version.
Research indicates that AVPD comorbidity with social phobia leads to a higher prevalence of avoidance behaviors and social withdrawal.
Understanding the rates of AVPD comorbidity is essential for clinicians to develop comprehensive treatment plans.
Social Phobia (SP)
Those with GAD and AVPD comorbidity may experience heightened anxiety, making effective management critical for recovery.
This is where diagnostic controversy begins. AVPD was once considered an especially severe form of social phobia until Theodore Millon decided in the 1980s: No, these are two different things. His distinction: While social phobics fear specific social situations, AVPD sufferers feel rejected as an entire person. It’s not just a difference in intensity but in the nature of the fear.
How high is the comorbidity? A meta-analysis of 13 studies found an average comorbidity rate of 56%. However, the range varied between 22% and 89% – so anywhere between „occasionally“ and „almost always.“
Addressing AVPD comorbidity in PTSD patients is crucial for effective trauma-informed care.
Generalized Anxiety Disorder (GAD)
GAD is like AVPD’s overachieving sibling. Instead of just fearing social situations, GAD worries about everything. Everything. Whether the fears are realistic? Completely irrelevant.
AVPD comorbidity with SPD can complicate treatment, as both disorders involve significant social avoidance.
Recognizing AVPD comorbidity with DPD allows for a more nuanced approach to therapy and support.
Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD)
PTSD arises after extremely distressing experiences. Many think of war or natural disasters, but childhood abuse or toxic relationships also frequently lead to PTSD. Especially when trauma happens repeatedly. And such trauma is also suspected to contribute to AVPD.
Other Personality Disorders
Schizoid Personality Disorder (SPD)
Schizoid individuals and AVPD sufferers have a lot in common: few social contacts, emotional detachment, introverted behavior. The difference? Schizoids don’t want social relationships. AVPD sufferers do, but they don’t dare to pursue them. Whether schizoids truly lack the need or have just suppressed it successfully is hard to determine.
Dependent Personality Disorder (DPD)
Of all personality disorders, DPD has the highest comorbidity with AVPD.
The central feature of DPD is an excessive need to be taken care of. This often manifests as difficulty making decisions without reassurance, fear of taking responsibility, and an overwhelming tendency to defer to others. Unlike AVPD, which is characterized by avoidance due to fear of rejection, DPD individuals may excessively rely on others to meet their needs.
Substance Use Disorders
Personality disorders and addiction often go hand in hand. Drugs, alcohol, or excessive gaming provide short-term relief from distressing emotions. AVPD sufferers are no exception. Eventually, however, the choice remains: change coping mechanisms or pay the price.
For individuals with AVPD comorbidity, substance use may initially seem like a coping strategy but often leads to further complications.
Consequences of Comorbidity and Additional Diagnoses
Does pinpointing diagnoses even matter? After all, every psyche is unique. And whether someone has „just“ AVPD or the full deluxe set of comorbidities doesn’t exactly make life easier.
Still, diagnoses are important. Primarily for choosing the right treatment. Therapy without a concept is just coaching – not wrong, but not always sufficient.
For us as sufferers, understanding our diagnoses can also be helpful. Knowledge is a powerful tool against fear. And who knows? Maybe, in the end, it might even help us like ourselves a little more.
Sources: Dig deeper!
General Comorbidity of AVPD:
- Avoidant personality disorder: current insights: This article provides a good overview of AVPD, including its comorbidity with other mental disorders. It also discusses diagnostic challenges and treatment options.
AVPD and Social Phobia (Social Anxiety Disorder):
- The distinction between social phobia and avoidant personality disorder: This article examines the differences between social phobia and AVPD and proposes diagnostic criteria to distinguish between the two disorders.
AVPD and Generalized Anxiety Disorder (GAD):
- Avoidant personality disorder in individuals with generalized social anxiety disorder: What does it add?
AVPD and Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD):
- Exploring the relationship between posttraumatic stress disorder and deliberate self-harm: The moderating roles of borderline and avoidant personality disorders: This article examines the relationship between AVPD and PTSD and discusses possible underlying mechanisms.
AVPD and other Personality Disorders (Schizoid, Dependent):
- Schizoid and avoidant personality disorders This article examines the clinical presentation of schizoid and avoidant personality disorders, highlighting some of the diagnostic complexities that arise in differentiating these disorders from each other and from other related syndromes.
- Relationship between DSM-III avoidant and dependent personality disorders: This study examines the relationship between dependent and avoidant personality disorder and discusses the clinical implications.
Wissensperlen
Wie eine Abhängige Persönlichkeitsstörung Beziehungen zerstört

Menschen sind in ihrem Dasein aufeinander eingestellt und angewiesen. Diese Interdependenz ist gesund, aber totale emotionale Abhängigkeit ist es nicht.
Wichtige Punkte
- Die abhängige Persönlichkeitsstörung manifestiert sich als extreme Bedürftigkeit, Anhänglichkeit und Angst vor Zurückweisung.
- Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung bleiben oft in ungesunden Beziehungen zu, um das Gefühl der Verlassenheit oder das Alleinsein zu vermeiden.
- Eine Behandlung der Symptome ist möglich, aber es sind typischerweise begleitende Symptome wie eine Depression, die Betroffene in die Therapie bringen.
Die Abhängige Persönlichkeitsstörung kann ein Dealbreaker in Beziehungen aller Art sein. Während Schätzungen zufolge weniger als 1 Prozent der Erwachsenen von dieser Störung betroffen sind, verursacht sie nicht nur bei der mit der Störung diagnostizierten Person, sondern auch bei den mit ihr in Beziehung stehenden Personen Stress.
Frauen zeigen mit grösserer Wahrscheinlichkeit die Symptome dieser Störung, und die Symptome neigen dazu, im frühen Erwachsenenalter zu einem spürbaren Problem zu werden. Auch wenn Kinder und jüngere Heranwachsende Unterstützung und Orientierung bei anderen suchen, sollte die Unabhängigkeit mit zunehmender Reife zunehmen. Leider werden Menschen mit DPS immer bedürftiger, unterwürfiger und anhänglicher. Es gibt auch eine ungesunde Trennungsangst, die bei Personen, bei denen die Störung diagnostiziert wurde, bis ins Erwachsenenalter anhält.
Abhängige Persönlichkeitsstörung und ängstlich-vermeidender Bindungsstil
Leider ist die genaue Ursache dieser Störung unbekannt, obwohl sie auf eine Vielzahl möglicher Ursachen zurückgeführt wurde. Dazu gehören das Umfeld der Kindheit und negative Erfahrungen, einschliesslich schwerer Erkrankungen als Kind oder sexueller Missbrauch.
Der Bindungsstil wurde jedoch als starker Prädiktor für eine Abhängige Persönlichkeitsstörung festgestellt. Kinder, die einen ängstlichen Bindungsstil entwickeln, gehören zu denjenigen, die im späteren Leben am ehesten eine Abhängige Persönlichkeitsstörung entwickeln. Ängstliche Bindung ist gekennzeichnet durch ein verzweifeltes Bedürfnis, umsorgt zu werden, Zuneigung zu erhalten und enge Beziehungen zu haben, aber ihre ängstlichen und vermeidenden Tendenzen treiben sie dazu, den Aufbau dieser Beziehungen zu vermeiden.
Darüber hinaus neigen Personen mit einem ängstlich-vermeidenden Bindungsstil dazu, sich vermehrt sexuell zu betätigen, kämpfen mit der Regulierung ihrer Emotionen und erleben ein erhöhtes Risiko von Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Extrem überfürsorgliche Erziehung kann ebenfalls zu einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung beitragen. Narzisstische Eltern, die ihre Kinder als „Requisiten“ benutzen und verlangen, dass Kinder übermässig hohe Erwartungen erfüllen, könnten eine Rolle in ihrer Entwicklung spielen.
Wie es sich anfühlt, mit einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung zu leben
Personen, die Symptome einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung aufweisen, haben aufgrund ihres intensiven Bedürfnisses nach Wertschätzung, Fürsorge und Anerkennung durch andere eine schwierige Zeit. Sie sehnen sich so verzweifelt nach Zuneigung, dass sie bereit sind, den Wünschen anderer in allem nachzugeben, vom Alltäglichen bis zum Monumentalen. Die Wahl der Kleidung, die Aktivitäten, die Wahl der Mahlzeiten, die Ernährung, die Wahl des Wohnorts und des Tagesablaufs wird anderen überlassen.
Der Betroffene ist quälend abhängig von anderen und von Selbstzweifeln und einem Mangel an Selbstvertrauen geplagt; sie setzen sich häufig herab und haben wenig Selbstwertgefühl. Zu ihren grössten Ängsten gehört es, allein zu sein, da sie glauben, dass sie die Routinen des täglichen Lebens – und die damit verbundenen Entscheidungen – nicht alleine bewältigen können.
Einfluss auf die berufliche Laufbahn und Arbeitsfähigkeit
Ähnlich wie Menschen mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung kämpfen Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung bei ihrer Berufswahl. Positionen, die Eigeninitiative oder Führungsrollen erfordern, sind schwer zu halten. Ihr Bedürfnis nach Anleitung durch andere hält sie vom Aufstieg ab, und Positionen, die eine Durchsetzungsfähigkeit erfordern, sind in ihren Augen überwältigend und tabu.
Vorgesetzte und Mitarbeiter von Personen mit einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung können mit diesen Mitarbeitern ungeduldig werden, da ihre Unentschlossenheit oder ihr ständiges Bedürfnis, bestätigt zu werden, andere erschöpfen kann. Die Angst, einen Fehler zu machen, das Falsche zu tun oder Anforderungen nicht zu erfüllen, kann so gross sein, dass der Einzelne einen Job aufgibt, der ein gewisses Mass an unabhängigem Denken oder Handeln erfordert.
Einfluss auf Beziehungen
Abhängige Persönlichkeitsstörung-Betroffene haben Mühe, unabhängig zu funktionieren. Die verzweifelte Sehnsucht nach Verbindung kann zu Beziehungen führen, in denen sie ausgenutzt oder missbraucht werden. Während die meisten von uns ein bisschen Angst haben, verlassen zu werden, sind Menschen mit einer Abhängige Persönlichkeitsstörung oft von dieser Angst besessen. Ihre Anhänglichkeit und Bedürftigkeit mögen in der frühen Phase einer Beziehung „normal“ erscheinen. Leider fallen Projektionen und Illusionen weg, wenn sich Beziehungen entwickeln, und einige Partner sind nicht in der Lage, die verzweifelte Bedürftigkeit ihres Partners zu ertragen.
Abhängige Persönlichkeitsstörung-Betroffene sind oft bereit, Verunglimpfung und Misshandlung zu erleiden, um nicht allein zu sein. Beziehungsabbrüche sind ihre grösste Angst; Leider können ihr übermässiges Bedürfnis nach Bestätigung und ihre Abhängigkeit Partner und Freunde überfordern. Andere können das Gefühl haben, dass die Bedürfnisse dieser Person zu fordernd sind, und sie suchen nach Wegen, um die Beziehung zu beenden. Die Entscheidung, sich zurückzuziehen, kann jedoch Schuldgefühle hervorrufen, wenn sie erkennen, wie bedürftig ihr Freund oder Partner geworden ist.
Abhängige Persönlichkeitsstörung: Behandlung
Bei vielen Persönlichkeitsstörungen erkennen diejenigen, die die Diagnosekriterien erfüllen, möglicherweise nicht, dass sie überhaupt ein Problem haben. Personen, die eine klinisch signifikante Anzahl von Abhängige Persönlichkeitsstörung-Symptomen aufweisen, sind kaum anders. Die Gründe, warum sie eine Beratung suchen, hängen normalerweise mit Depressionen, Angstzuständen oder Sucht zusammen. Das Leben in einem Zustand ständiger Unsicherheit und Angst fordert seinen Tribut, und diese Personen wenden sich möglicherweise Substanzen als Mittel zur Selbstmedikation zu, um ihnen zu helfen, mit ihrer Angst fertig zu werden.
Kognitive Verhaltenstherapie kann hilfreich sein, um effektivere Bewältigungsfähigkeiten bereitzustellen, Erwartungen über Beziehungen zu revidieren und negative Überzeugungen zu ersetzen. Pessimismus wird oft mit der Abhängigen Persönlichkeitsstörung in Verbindung gebracht, daher kann die Aufmerksamkeit auf das Abbauen selbstzerstörerischer Gedanken ein weiterer Schwerpunkt der Behandlung sein. Durchsetzungstraining kann auch hilfreich sein, um ein stärkeres Selbstwertgefühl aufzubauen. Die Behandlung der Symptome einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung kann hilfreich sein, wenn der Betroffene für Veränderungen bereit ist.
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Roxy
12/04/2021 at 11:19
Den Teil hier müsste man gross und fett machen: „Menschen die denken, dass sie ein schlechtes Selbstwertgefühl haben und tatsächlich so fühlen und handeln, leiden viel weniger darunter, als Menschen die im Kopf (kognitiv) einen anderen Selbstwert haben als unbewusst.“ <- trifft meine Welt voll auf den Punkt. Ich WEISS, dass ich nicht weniger wert bin als andere, aber ich verhalte mich nicht so, weil ich es nicht GLAUBE.
Ernalotte
12/04/2021 at 14:28
Ja Roxie das beschreibt auch meine Welt sehr gut !
Dieser ständige Konflikt macht bei mir wohl den größten Leidensdruck und hat zur folge, dass mein Selbstvertrauen extrem fragil geworden ist.
Da ich ständig gegen eigene (kognitive) Überzeugungen handele, mich dann ärgere und von mir enttäuscht bin.
Christkindchen
25/04/2021 at 13:39
Das kenne ich.Mein Verstand sagt „Unsinn“,aber mein Gefühl sagt mir, dass ich der schlechteste und überflüssigste Mensch auf Erden bin, der obendrein anderen Menschen noch schadet.Ich will ständig jeden vor Kontakt mit mir bewahren,um ihn oder sie zu verschonen.
Hörnchen
13/04/2021 at 13:21
Auch bei mir ist das eines der größten Probleme. Obwohl ich beruflich in einer Leitungsposition war, fühlte und fühle ich mich ’schlechter“ als die Kollegen. Objektiv kann das eigentlich nicht sein. Auch jetzt habe ich eher das Gefühl, dass ich einfach nur mehr Erfahrung habe. Mein Selbstvertrauen ist so geschwächt, dass schon eine Kleinigkeit mich komplett aus der Bahn wirft. Mein Kopf sagt, dass ich genauso gut oder schlecht wie die anderen bin, aber ich sehe die Punkte, in denen etwas nicht zu 100 Prozent klappt als absolute Niederlage, alles was klappt, bemerke ich eigentlich nicht.
Gideon
15/04/2021 at 11:08
Interessant! Ich würde sagen, bei mir ist der gedachte und gefühlte Selbstwert etwa gleich schlecht. Frage mich, ob das vielleicht mitverantwortlich ist dafür, dass ich – anders als viele Leidensgenossen – kaum bis gar nicht mit Depressionen zu kämpfen habe.
Hörnchen
15/04/2021 at 21:49
Das ist eine wirklich interessante Überlegung, dass sich die Diskrepanz zwischen gedachtem und gefühltem Selbstwert direkt auf die Depression auswirkt. Ich war im vergangenen Jahr lange wegen Depressionen in der Klinik. Wäre ja interessant, ob das auch für andere zutrifft.
Ernalotte
17/04/2021 at 18:23
Ich habe spätestens seit der Pubertät immerwieder Depressionen, welche immer intensiver und langanhaltender werden.
Eine gewisse Unzufriedenheit mit mir selbst und Melancholie sind schon immer mein ständiger Begleiter. Depressive Tendenzen gehören wohl einfach auch mit zu meiner „gestörten“ Persönlichkeit.
Christkindchen
25/04/2021 at 13:41
Ich war gleich 2x 7 Wochen in der Psychiatrie bzw. psychosomatische Klinik für je 7 Wochen.Langsam überlege ich sogar, meinen Psychiater vor mir zu schützen zu müssen, weil einfach keine Besserung eintritt. Ich glaube, ich werde bald wahnsinnig.
Rahel
01/05/2021 at 21:27
Ich habe auch diese Diskrepanz zwischen dem gedachten und dem gefühlten Selbstwert. Und ich kämpfe mit Depressionen.
Ein besseres Selbstwertgefühl kann man sich wohl nicht herbeiargumentieren. Leider. 😕
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