Hier und jetzt
Mubawab oder das Mysterium von Kantaoui

Kapitel 1: Der verhängnisvolle Klick 🖱️
Es begann, wie alle grossen Tragikomödien beginnen: mit einem Klick. Genauer gesagt, einem Klick auf einen „Anfrage senden“-Button bei Mubawab, der tunesischen Version von Immoscout, nur mit mehr Sonne, weniger Deutsch und einem intuitiven Filter für „Meerblick + Mosaikboden + Potenzial für Drama“.
Ich sass zu diesem Zeitpunkt in einem verregneten, halb-abgebauten Zimmer in der Schweiz und versuchte gerade, mit drei Decken über den Knien zu entscheiden, ob „Kantaoui“ ein Ort oder ein Zustand ist. Was ich nicht wusste: Dieser Klick würde mein Leben verändern. Oder wenigstens meine WhatsApp-Benachrichtigungen 📲.
Kapitel 2: Der Chat mit dem Phantom 🕵️♀️
Denn kaum war die Anfrage raus, landete auch schon eine Nachricht im Chat: Dahmen Immobilier, ein Name wie eine Märchenfigur. Herr oder Frau Dahmen? Niemand weiss es. Ich auch nicht. Dafür weiss ich jetzt, wie man WhatsApp-Audio-Nachrichten in MP3-Dateien konvertiert, Transkriptionen aus kostenlosen Tools zieht, diese durch ChatGPT schleust und daraus eine semi-legale Vollmacht bastelt 🤖.
Aber ich greife vor.
Kapitel 3: Der Deep-Dive der Misstrauensprofessionellen 🧐
Ich tat, was kleine nerdige Informationsjunkies eben tun, wenn es um mehrere Hundert Franken im Ausland geht: Ich durchforstete die hinterletzte Ecke des Internets und wurde misstrauisch. „Mit wem chatte ich eigentlich?“ schrieb ich. Die Antwort: ein Foto von la patente. Für alle Nicht-Tunesier: Eine patente ist sowas wie ein Gewerbeschein, aber mit Siegel, arabischer Kalligraphie und dem Charme eines Geheimdokuments aus einem Asterix-Band 📜. „Das reicht mir nicht,“ schrieb ich. „Ich will ein Mandat. Mit Name. Und Unterschrift. Und idealerweise ein Stempel mit goldenem Rand.“ (Letzteres wurde ignoriert.)
Kapitel 4: Enter Wajdi – der Drahtzieher ☎️
An dieser Stelle betrat Wajdi die Bühne. Wajdi ist mein Ex-Mann, der nie wirklich Ex war, weil man in Tunesien nie wirklich „ex“ ist. Man ist „verzweigt“. Wajdi, stoisch wie immer, nahm die Mission an, telefonierte mit einem entfernten Cousin in Tunesien. Das ist meiner Erfahrung nach der übliche Punkt, an dem klassisch tunesische Theatervorstellungen starten 🎭.
Walid oder Muhamed – eventuell auch Jemel (der tunesische Zweig meiner Familie ist gross und vollkommen undurchschaubar) kontaktierte dann Dahmen per Telefon. Das Gespräch verlief ähnlich wie ein tunesisches Familienfest: laut, unstrukturiert, mit überraschenden Wendungen und zwischendurch einer völlig neuen Definition von „alles ist geregelt“ 🍉.
An dieser Stelle stand immerhin schon mal fest: Die Immobilienagentur ist echt und ich habe tatsächlich mit ihnen kommuniziert – und nicht etwa mit einem nigerianischen Ex-Love-Scammer, der die Schnauze voll von Herzchen-Emojis hat und deshalb auf Immobilienbetrug umgestiegen ist 💔💸.
Kapitel 5: Verhandlungsrunde Maghreb 3000 💥
Aber die Erleichterung währte nicht lange. Es ist im tunesischen Blut! Wenn es um Vertragsverhandlungen geht, dann geht es um Ehre und Respekt und darum, welche Seite am Ende den besseren Deal aushandelt (Spoiler: In der Regel funktioniert das so, dass am Ende beide davon überzeugt sind, ihren Verhandlungspartner übertölpelt zu haben – und man sich nur deswegen überhaupt handelseinig wird).
Aber zurück zum gestrigen Tag: Ich war ein nervliches Wrack. Mein Hirn vibrierte vom Dauerklingeln, mein Magen rebellierte gegen jeden weiteren Wualla, mein Handy-Akku starb im Stundentakt 🔋😵💫. „Wualla“ flog wie Konfetti durch alle möglichen und unmöglichen Kommunikations-Kanäle (Brieftaube evtl. inkl), garniert mit „à la tête de ma mère“ und einem Hauch von diplomatischem Nervenzusammenbruch 🕊️📞. Ich hatte das Gefühl, ich verhandle über ein Friedensabkommen im Maghreb und nicht über eine Ferienwohnung. Nach Wualla Nummer 24 schaltete ich auf Autopilot 🤖.
Kapitel 6: Die Kapitulation mit Stil ✍️
Heute Morgen habe ich eine Vollmacht ausgestellt. Für wen? Unklar. Für den, der halt dann am Schluss alles regelt. Die einzige Bedingung: kein Tee darf dramatisch ausgeschüttet werden 🍵.
Kapitel 7: Warten auf die goldene SMS 📬
Nun heisst es abwarten, bis die erlösende Nachricht zurück zu mir ins, heute sonnige, Grenchen kommt: Der Deal wurde per Handschlag besiegelt 🤝. Es gab keine Toten oder Verletzten und keinen nennenswerten Kollateralschaden. Die Schlüssel sind in der Hand irgendeines tunesischen Familienzweigmitglieds und ich kann am 22. August in mein Appartement im märchenhaften El Kantaoui (eigentlich mehr das unmärchenhafte Dubai von der tunesischen Goldküste 🏝️🏙️) einziehen.
Gedankensplitter
Ein Manifest der stillen Selbstachtung

Ich bin nicht hier, um andere zu retten.
Ich bin nicht das Korrektiv ihrer Fehler.
Ich bin nicht das Echo ihrer Wut,
nicht die Müllhalde für ihr Unglück.
Ich bin kein Kind mehr.
Ich schulde euch keine Erklärung für meinen Rückzug.
Ich gehe nicht, weil ich zu empfindlich bin –
ich gehe, weil ich endlich empfindsam genug bin,
zu spüren, was mir nicht guttut.
Ich darf vermissen, was nie wirklich da war.
Ich darf trauern, ohne zurückzugehen.
Ich darf hoffen, ohne mich zu verbiegen.
Und vielleicht finde ich irgendwann
eine Seele, die mir ähnlich ist.
Aber bis dahin –
lebe ich gut.
Mit mir. Für mich. Als ich.
Videos
Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Eine Rezension zum animierten Kurzfilm „Goldschmied Fabian“
Manche Videos sollte man nicht nur schauen – man sollte sie verinnerlichen.
„Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ gehört für mich ganz oben auf die Liste jener Werke, die Pflichtstoff sein sollten. In Schulen. In der Ausbildung. Und vor allem in den Köpfen all jener, die sich fragen, warum unsere Welt so verdammt schief läuft.
Der Kurzfilm erklärt das Geld– und Zinssystem so anschaulich, dass man gar nicht anders kann, als sich an den Kopf zu greifen: Wie bitte konnte es so weit kommen? Und warum reden nicht alle ständig darüber?
Ich habe selbst für eine der ganz grossen Banken gearbeitet. Und ja – ich hasse Banken. Nicht aus ideologischer Verblendung, sondern aus Erfahrung. Unser Geldsystem ist zutiefst unethisch. Es ist ein System, das auf künstlicher Knappheit, Schulden und Abhängigkeit basiert. Das Wachstum erzwingt, wo längst genug wäre. Und das Krisen nicht verhindert, sondern zyklisch hervorbringt.
Das Video zeigt dies nicht mit Fachjargon, sondern mit Bildern, die hängen bleiben. Es erklärt, wie Geld „aus dem Nichts“ erschaffen wird – und warum genau dieses „Nichts“ in Form von Zinsen mehr zerstört als erschafft. Es macht deutlich, dass nicht alle gleichzeitig schuldenfrei sein können, weil das System selbst auf Schulden basiert. Es zeigt, warum der Zins nicht einfach eine neutrale Gebühr ist, sondern eine systemische Ungerechtigkeit mit Schneeballeffekt.
Wer nach dem Übel in der Welt sucht, findet hier eine zentrale Spur.
Schmerzhaft ist nur: Es scheint niemanden zu interessieren.
Oder besser gesagt: zu wenige, um die Richtung zu ändern.
Doch genau deshalb teile ich diesen Film.
Denn Aufklärung ist vielleicht kein Allheilmittel – aber sie ist ein Anfang.
Hier und jetzt
Lunas Summer Boot Camp

9 Wochen Disziplin, Liebe & Leberwurst
Vom 19. Juni bis 21. August machen Luna und ich ernst. Nicht, weil wir auswandern – sondern weil wir sonst auf der Stelle treten. Dieses Boot Camp ist unsere kleine persönliche Challenge, um den Grundstein für ein entspannteres Zusammenleben zu legen.
Dieser Beitrag dient mir als Trainingsplan, Gedächtnisstütze, Protokoll und Motivationshilfe. Wer mitlesen will, darf das gern tun. Aber ich schreibe ihn in erster Linie für mich – und für Luna.
🎯 Ziele des Boot Camps
- Verbesserung der Reizkontrolle bei Hundebegegnungen und Besuch
- Klare Alltagsregeln: Box, Maulkorb, keine Kontakte ohne Ruhe
- Gezielte Vorbereitung auf den Umzug (Stressmanagement & Umgebungstraining)
📜 Sofort-Massnahmen (ab 19.06.)
- Maulkorbpflicht bei allen Spaziergängen
Kein Wenn und Aber. Sicherheit und Klarheit für alle Beteiligten. - Tägliches Box-Training
Aktuell: 1× täglich Schleckmatte mit Leberwurst in der offenen Box. Über den Tag verteilt weitere Goodies. Ziel: Positive Verknüpfung & Aufbau zur geschlossenen Box mit Ruhephase. - Kein Kontakt zu anderen Hunden
Egal ob sympathisch oder nicht. Abstand halten, Ruhe belohnen. - Kein Kontakt zu Menschen, solange Luna nicht ruhig ist
Ignorieren wird zur wertvollen Unterstützung. Erst Kontakt, wenn sie runtergefahren ist – auf mein Signal hin. - Besuch nur angeleint
Luna bleibt angeleint, bis sie sich wirklich beruhigt hat. Kein wildes Begrüssen mehr. Auch nicht von ihren liebsten Menschen.
💊 Medikation mit Anxitane S
30 Tabletten – Einsatz geplant zur gezielten Unterstützung rund um den Umzug.
- Beginn: 22. Juli
- Wirkmaximum: ab ca. Mitte August (Reisezeit)
- Ausschleichen: ab 25. August, verteilt über einige Tage
📅 Wochenstruktur (ab KW 26)
Trainingsmodule rotieren täglich, angepasst an Tagesform und Wetter.
Modul | Ziel | Frequenz |
---|---|---|
Box-Training | Ruhig bleiben in geschlossener Box | 1× täglich |
Leinenroutine | Spazieren mit ruhiger Aufmerksamkeit | täglich |
Reizbegegnung | Distanz halten & ruhig bleiben bei Hunden/Menschen | alle 2–3 Tage |
Besuchsübung | Ruhe beim Kommen & Gehen | 1× pro Woche (wenn möglich) |
Targettraining | Selbstkontrolle & Fokussierung | 2× pro Woche |
Ruhetag | Kein aktives Training, nur Alltagsstruktur | 1× pro Woche |
Details zu den einzelnen Übungen folgen schrittweise als eigene Mini-Updates oder Checklisten, sobald Luna und ich sie erfolgreich integriert haben.
🍗 Belohnungssystem
Luna bekommt nicht einfach „ein Guetzli“, sondern:
- Alltagsbelohnung: normale Leckerli für einfache Kommandos
- High Value: Käsewürfel, Geflügelherz, Fleischdrops – bei mittlerem Reizniveau
- Jackpot: Leberwurst aus der Tube, Raclettekäse, frisches Rinderherz – bei maximaler Kontrolle in kritischen Situationen
Belohnungen werden rotierend eingesetzt – Langeweile killt Motivation.
🧠 Notizen, Updates & Anpassungen
Ich werde diesen Beitrag regelmässig erweitern – mit Fortschritt, Rückschlägen, neuen Erkenntnissen. Vielleicht wird das Boot Camp länger dauern. Vielleicht wird es chaotisch. Aber wir machen’s trotzdem. Weil wir’s können. Und weil es Zeit ist.
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