Wissensperlen
Kinder ohne Freunde

Stell Dir vor, Du musst 30 Stunden pro Woche an einem Ort verbringen, an dem viele Gleichaltrige sind und keiner davon kann dich leiden. Das ist leider die Realität für viele Kinder ohne Freunde. Diese Kinder werden bei Umfragen nach den drei besten Freunden innerhalb einer Schulklasse von keinem anderen Kind gewählt. Diese Kinder sind besonders einsam und viele Studien haben bereits belegt, dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit in ihrem späteren Leben massive Probleme haben werden.
Was ist ein Soziogramm?
Nach der Auswertung lassen sich die Kinder in verschiedene Gruppen einteilen:
populär | werden von vielen anderen gemocht und nur selten abgelehnt |
nicht beachtet | werden weder in der Gruppe der gemochten, noch in der Gruppe der abgelehnten Kinder besonders oft genannt |
abgelehnt | werden von vielen anderen als eines der drei Kindern benannt, die sie am wenigsten mögen |
umstritten | rufen beides hervor: sie werden von einigen wenigen sehr und von ein paar anderen gar nicht gemocht |
durchschnittlich | erreichen eine gute Mischung von Peers die sie mögen und solchen die sie ablehnen |
Mögliche Folgen der Ablehnung
Ausgeschlossene Kinder werden mit einer vielzahl an kurzfristigen und längerfristigen Schwierigkeiten konfrontiert. Sie erleben starke Gefühle der Einsamkeit und sozialer Unzufriedenheit. Ihre Selbstachtung leidet und sie trauen sich weniger zu als ihre Altersgenossen.
Anhand des sozialen Status eines Kindes lassen sich sogar erschreckend präzise Prognosen machen ob es zu einem Schulabbruch, kriminellem Verhalten oder psychischen Problemen im Erwachsenenalter kommt.
Hier gilt es anzumerken, dass die meisten Kinder kurze Zeitspannen ohne Freunde durchaus unbeschadet überstehen können. Wer im Soziogramm der Klasse jedoch während der gesamten Schulzeit den Status \“nicht beachtet\“ oder gar \“zurückgewiesen\“ behält, wird diese traumatische Erfahrung kaum unbeschadet überstehen.
Eine Studie (Cowen, Pederson, Babigian, Izzo, & Trost, 1973) hat ergeben, dass der Status innerhalb der Klasse während den ersten drei Schuljahren, ein zuverlässigerer Indikator für spätere psychische Probleme ist, als dies Parameter wie I.Q., Schulleistung, Lehrerbeurteilungen, Ergebnisse eines Persönlichkeitstests oder häufige Nichtanwesenheit in der Schule sind.
Eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung ist eine der häufigsten Folgen.
Unterstützung für Kinder ohne Freunde
Unter diesen Voraussetzungen wäre es nur logisch, wenn man bereits während der Schulzeit versuchen würde, diesen Kindern gezielt zu helfen. Das dies erfolgreich möglich ist, wurde ebenfalls untersucht und gilt als belegt. Trotzdem scheint es, mit ganz wenigen Ausnahmen, dass Lehrer das Problem entweder nicht erkennen oder es nicht für wichtig genug erachten.
Lehrpersonen erstellen Soziogramme, aber praktisch nie ergreifen sie danach konkrete Massnahmen. Die Aussenseiter sind jedoch nicht in der Lage, sich selbst zu helfen und es wird Zeit, dass Lehrkräfte wie auch Eltern Verantwortung übernehmen.
Bevor man helfen kann, gilt es zu klären, warum manche Kinder von Gleichaltrigen abgelehnt werden.
Mögliche Faktoren für Ablehnung durch Peers
Sozialverhalten
Manche Kinder verhalten sich aggressiv oder störend und erregen so das Missfallen ihrer Klassenkameraden. Andere vermeiden soziale Interaktionen und ziehen sich zurück und reduzieren so ihre Möglichkeiten Freundschaften zu knüpfen und akzeptiert zu werden.
Schwierigkeiten oder mangelnde soziale Kompetenzen wiederum können unterschiedliche Ursachen haben. Einige Kinder sind von Natur aus eher ängstlich und schüchtern, andere hatten nicht ausreichend Unterstützung und Möglichkeiten effektive Interaktionsstrategien zu lernen.
Anderssein
Wer anders ist als die anderen wird oft ausgeschlossen. Dieses Anderssein kann sich auf körperliche Merkmale beziehen (Grösse, Übergewicht, Brille, Zahnspange), auf den ethnischen oder kulturellen Hintergrund (Kinder von Einwanderen) oder auch den sozialen Status der Familie (Arbeiterklasse, Armut).
Familiäre Probleme
Probleme innerhalb der Familie führen oft zu Schwierigkeiten sich in der Schule angemessen zu integrieren. Auf Suchterkrankung, psychische Probleme, gesundheitliche Probleme oder Scheidung der Eltern, reagieren viele Kinder mit Trauer und Wut, womit sie sich zusätzlich zu den Belastungen zuhause, bei ihren Mitschülern unbeliebt machen.
Ebenso schämen sich Kinder mit familiären Problemen oft, Freunde mit nach Hause zu bringen und dies wiederum erschwert es ihnen, enge Freundschaften zu schliessen.
Schlechter Ruf
Viele Kinder werden im aktuellen Schuljahr schlicht abgelehnt, weil sie es in den Jahren davor auch schon wurden. Sie haben den Ruf als Aussenseiter, den sie selbst dann nicht mehr loswerden, wenn sie all die zuvor genannten Ursachen überwunden haben.
Konkrete Unterstützung
Die erfolgreichsten Strategien und Methoden diesen Kindern zu helfen berücksichtigen besonders ihre Bedürfnisse.
Soziale Fertigkeiten gezielt trainieren
Kindern, deren soziale Interaktionsstrategien Ablehnung hervorrufen, können gezielt darin gefördert werden, ihre sozialen Fertigkeiten zu trainieren. Dies hat immer kritikfrei zu geschehen, da ansonsten mehr Schaden angerichtet als Hilfe geboten wird.
So ist es beispielsweise möglich, einen Brettspiel-Nachmittag zu organisieren. Kinder mit Defiziten bekommen zuvor ein wohlwollendes Coaching und einfache Handlungsanweisungen wie
- beteilige dich aktiv und aufmerksam am Spiel
- teile die Spielsachen mit den anderen
- versuche eine Alternative vorzuschlagen, falls es Uneinigkeit gibt über die Spielregeln
- rede mit deinen Mitspielern; stelle ihnen Fragen und hör aufmerksam zu, wenn sie erzählen und erzähle auch etwas von dir oder sag allen etwas nettes, sofern du es auch ernst meinst
- lächle hin und wieder und hab Spass am Spiel
- biete deine Hilfe an; ermutige deine Mitspieler
Es hat sich gezeigt, dass bereits ein einziger Workshop dieser Art, das Soziogramm einer Klasse nachhaltig verändern kann. Wird der Anlass im Abstand einiger Monate wiederholt durchgeführt, sind die Effekte noch spektakulärer und nachhaltiger.
Und dies ist nur eine von vielen Möglichkeiten auf die eine Lehrperson zurückgreifen kann!
Beratung und Intervention
Wenn die Probleme mit den Peers in Zusammenhang stehen mit Problemen mit der schulischen Leistung, kann gezielter Förderungs- oder Nachhilfe-Unterricht helfen.
Probleme im familiären Umfeld können meist nicht einfach behoben werden. Es ist jedoch sehr ratsam dafür zu sorgen, dass das Kind von entsprechenden Fachpersonen und -stellen unterstützt wird. Verpassen die Eltern dies, muss die Schule bzw. der Klassenlehrer tätig werden und das Gespräch mit den Eltern suchen. Ist dies nicht erfolgreich, kann beim Kinder- und Jugendschutz angefragt werden.
Für positive soziale Erfahrungen sorgen
Für Kinder mit schlechtem Selbstwertgefühl können grosse Gruppen oft bedrohlich wirken. Auch schüchterne Kindern können in kleineren Gruppen meist besser aus sich hinaus gehen. Eltern können ihre kleinen Aussenseiter motivieren Kollegen nach Hause einzuladen oder eine Freizeitaktivität anbieten, die es dem Kind ermöglichen ausserhalb des schulischen Kontext gute Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu machen.
Persönliches Fazit
Eigentlich wäre es so leicht etwas zu tun und trotzdem wird oft genug einfach nichts unternommen.
Ich habe dies nicht nur während meiner eigenen leidvollen Schulzeit erfahren, sondern auch über ein Jahrzehnt später während diverser Praktika im Rahmen der Lehrerausbildung.
Oft genug wurde ich von Lehrpersonen belehrt, dass dies eben normale Gruppendynamik sei und man da nichts machen könne. Es gäbe halt immer einige Beliebte und einige Unbeliebte in einer sozialen Gruppe.
Ach ja? Hausaufgaben nicht gemacht liebe Lehrkräfte und den Preis für eure Unwissenheit, eure Gleichgültigkeit und oft genug auch eure Faulheit zahlen dann eure Aussenseiter ein Leben lang.
Eine Schande!
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Videos
Gib mir die Welt plus 5 Prozent

Eine Rezension zum animierten Kurzfilm „Goldschmied Fabian“
Manche Videos sollte man nicht nur schauen – man sollte sie verinnerlichen.
„Gib mir die Welt plus 5 Prozent“ gehört für mich ganz oben auf die Liste jener Werke, die Pflichtstoff sein sollten. In Schulen. In der Ausbildung. Und vor allem in den Köpfen all jener, die sich fragen, warum unsere Welt so verdammt schief läuft.
Der Kurzfilm erklärt das Geld– und Zinssystem so anschaulich, dass man gar nicht anders kann, als sich an den Kopf zu greifen: Wie bitte konnte es so weit kommen? Und warum reden nicht alle ständig darüber?
Ich habe selbst für eine der ganz grossen Banken gearbeitet. Und ja – ich hasse Banken. Nicht aus ideologischer Verblendung, sondern aus Erfahrung. Unser Geldsystem ist zutiefst unethisch. Es ist ein System, das auf künstlicher Knappheit, Schulden und Abhängigkeit basiert. Das Wachstum erzwingt, wo längst genug wäre. Und das Krisen nicht verhindert, sondern zyklisch hervorbringt.
Das Video zeigt dies nicht mit Fachjargon, sondern mit Bildern, die hängen bleiben. Es erklärt, wie Geld „aus dem Nichts“ erschaffen wird – und warum genau dieses „Nichts“ in Form von Zinsen mehr zerstört als erschafft. Es macht deutlich, dass nicht alle gleichzeitig schuldenfrei sein können, weil das System selbst auf Schulden basiert. Es zeigt, warum der Zins nicht einfach eine neutrale Gebühr ist, sondern eine systemische Ungerechtigkeit mit Schneeballeffekt.
Wer nach dem Übel in der Welt sucht, findet hier eine zentrale Spur.
Schmerzhaft ist nur: Es scheint niemanden zu interessieren.
Oder besser gesagt: zu wenige, um die Richtung zu ändern.
Doch genau deshalb teile ich diesen Film.
Denn Aufklärung ist vielleicht kein Allheilmittel – aber sie ist ein Anfang.
Wissensperlen
Comorbidity: AVPD Rarely Comes Alone

AVPD Comorbidity: Understanding Its Impact on Mental Health
Anyone who delves into mental illnesses and disorders will soon encounter the phenomenon of comorbidity. This is the technical term for the simultaneous occurrence of multiple mental disorders. Or, to put it simply: One rarely comes alone.
AVPD comorbidity is a critical area of study, as it highlights the complex interplay between different mental health conditions. Understanding AVPD comorbidity can lead to better treatment strategies and improved mental health outcomes.
In psychiatry, comorbidities are not the exception but rather the rule. Especially in inpatient facilities, almost every patient has a disorder in a practical double pack – or even the full family set. Studies show that certain combinations are particularly common.
AVPD comorbidity often exacerbates the symptoms of the primary disorder, leading to a more complex clinical picture that requires tailored interventions.
Typical Combinations with AVPD
The significance of AVPD comorbidity cannot be overlooked, as it is pivotal in shaping the overall treatment approach for affected individuals.
Depression
Understanding AVPD comorbidity can also help in recognizing patterns and tailoring strategies for those who face multiple mental health challenges.
The connection between AVPD and depression has been confirmed in numerous studies. In fact, it’s so strong that some experts debate whether AVPD can even exist without depression. Theoretically, AVPD could be just a symptom of depression, disappearing when the depression is successfully treated. Or at least fading so much into the background that the diagnosis no longer applies.
Another interesting detail from studies: 45% of people with depression also suffer from social anxiety – but only during their depressive episodes. A kind of temporary AVPD trial version.
Research indicates that AVPD comorbidity with social phobia leads to a higher prevalence of avoidance behaviors and social withdrawal.
Understanding the rates of AVPD comorbidity is essential for clinicians to develop comprehensive treatment plans.
Social Phobia (SP)
Those with GAD and AVPD comorbidity may experience heightened anxiety, making effective management critical for recovery.
This is where diagnostic controversy begins. AVPD was once considered an especially severe form of social phobia until Theodore Millon decided in the 1980s: No, these are two different things. His distinction: While social phobics fear specific social situations, AVPD sufferers feel rejected as an entire person. It’s not just a difference in intensity but in the nature of the fear.
How high is the comorbidity? A meta-analysis of 13 studies found an average comorbidity rate of 56%. However, the range varied between 22% and 89% – so anywhere between „occasionally“ and „almost always.“
Addressing AVPD comorbidity in PTSD patients is crucial for effective trauma-informed care.
Generalized Anxiety Disorder (GAD)
GAD is like AVPD’s overachieving sibling. Instead of just fearing social situations, GAD worries about everything. Everything. Whether the fears are realistic? Completely irrelevant.
AVPD comorbidity with SPD can complicate treatment, as both disorders involve significant social avoidance.
Recognizing AVPD comorbidity with DPD allows for a more nuanced approach to therapy and support.
Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD)
PTSD arises after extremely distressing experiences. Many think of war or natural disasters, but childhood abuse or toxic relationships also frequently lead to PTSD. Especially when trauma happens repeatedly. And such trauma is also suspected to contribute to AVPD.
Other Personality Disorders
Schizoid Personality Disorder (SPD)
Schizoid individuals and AVPD sufferers have a lot in common: few social contacts, emotional detachment, introverted behavior. The difference? Schizoids don’t want social relationships. AVPD sufferers do, but they don’t dare to pursue them. Whether schizoids truly lack the need or have just suppressed it successfully is hard to determine.
Dependent Personality Disorder (DPD)
Of all personality disorders, DPD has the highest comorbidity with AVPD.
The central feature of DPD is an excessive need to be taken care of. This often manifests as difficulty making decisions without reassurance, fear of taking responsibility, and an overwhelming tendency to defer to others. Unlike AVPD, which is characterized by avoidance due to fear of rejection, DPD individuals may excessively rely on others to meet their needs.
Substance Use Disorders
Personality disorders and addiction often go hand in hand. Drugs, alcohol, or excessive gaming provide short-term relief from distressing emotions. AVPD sufferers are no exception. Eventually, however, the choice remains: change coping mechanisms or pay the price.
For individuals with AVPD comorbidity, substance use may initially seem like a coping strategy but often leads to further complications.
Consequences of Comorbidity and Additional Diagnoses
Does pinpointing diagnoses even matter? After all, every psyche is unique. And whether someone has „just“ AVPD or the full deluxe set of comorbidities doesn’t exactly make life easier.
Still, diagnoses are important. Primarily for choosing the right treatment. Therapy without a concept is just coaching – not wrong, but not always sufficient.
For us as sufferers, understanding our diagnoses can also be helpful. Knowledge is a powerful tool against fear. And who knows? Maybe, in the end, it might even help us like ourselves a little more.
Sources: Dig deeper!
General Comorbidity of AVPD:
- Avoidant personality disorder: current insights: This article provides a good overview of AVPD, including its comorbidity with other mental disorders. It also discusses diagnostic challenges and treatment options.
AVPD and Social Phobia (Social Anxiety Disorder):
- The distinction between social phobia and avoidant personality disorder: This article examines the differences between social phobia and AVPD and proposes diagnostic criteria to distinguish between the two disorders.
AVPD and Generalized Anxiety Disorder (GAD):
- Avoidant personality disorder in individuals with generalized social anxiety disorder: What does it add?
AVPD and Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD):
- Exploring the relationship between posttraumatic stress disorder and deliberate self-harm: The moderating roles of borderline and avoidant personality disorders: This article examines the relationship between AVPD and PTSD and discusses possible underlying mechanisms.
AVPD and other Personality Disorders (Schizoid, Dependent):
- Schizoid and avoidant personality disorders This article examines the clinical presentation of schizoid and avoidant personality disorders, highlighting some of the diagnostic complexities that arise in differentiating these disorders from each other and from other related syndromes.
- Relationship between DSM-III avoidant and dependent personality disorders: This study examines the relationship between dependent and avoidant personality disorder and discusses the clinical implications.
Wissensperlen
Wie eine Abhängige Persönlichkeitsstörung Beziehungen zerstört

Menschen sind in ihrem Dasein aufeinander eingestellt und angewiesen. Diese Interdependenz ist gesund, aber totale emotionale Abhängigkeit ist es nicht.
Wichtige Punkte
- Die abhängige Persönlichkeitsstörung manifestiert sich als extreme Bedürftigkeit, Anhänglichkeit und Angst vor Zurückweisung.
- Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung bleiben oft in ungesunden Beziehungen zu, um das Gefühl der Verlassenheit oder das Alleinsein zu vermeiden.
- Eine Behandlung der Symptome ist möglich, aber es sind typischerweise begleitende Symptome wie eine Depression, die Betroffene in die Therapie bringen.
Die Abhängige Persönlichkeitsstörung kann ein Dealbreaker in Beziehungen aller Art sein. Während Schätzungen zufolge weniger als 1 Prozent der Erwachsenen von dieser Störung betroffen sind, verursacht sie nicht nur bei der mit der Störung diagnostizierten Person, sondern auch bei den mit ihr in Beziehung stehenden Personen Stress.
Frauen zeigen mit grösserer Wahrscheinlichkeit die Symptome dieser Störung, und die Symptome neigen dazu, im frühen Erwachsenenalter zu einem spürbaren Problem zu werden. Auch wenn Kinder und jüngere Heranwachsende Unterstützung und Orientierung bei anderen suchen, sollte die Unabhängigkeit mit zunehmender Reife zunehmen. Leider werden Menschen mit DPS immer bedürftiger, unterwürfiger und anhänglicher. Es gibt auch eine ungesunde Trennungsangst, die bei Personen, bei denen die Störung diagnostiziert wurde, bis ins Erwachsenenalter anhält.
Abhängige Persönlichkeitsstörung und ängstlich-vermeidender Bindungsstil
Leider ist die genaue Ursache dieser Störung unbekannt, obwohl sie auf eine Vielzahl möglicher Ursachen zurückgeführt wurde. Dazu gehören das Umfeld der Kindheit und negative Erfahrungen, einschliesslich schwerer Erkrankungen als Kind oder sexueller Missbrauch.
Der Bindungsstil wurde jedoch als starker Prädiktor für eine Abhängige Persönlichkeitsstörung festgestellt. Kinder, die einen ängstlichen Bindungsstil entwickeln, gehören zu denjenigen, die im späteren Leben am ehesten eine Abhängige Persönlichkeitsstörung entwickeln. Ängstliche Bindung ist gekennzeichnet durch ein verzweifeltes Bedürfnis, umsorgt zu werden, Zuneigung zu erhalten und enge Beziehungen zu haben, aber ihre ängstlichen und vermeidenden Tendenzen treiben sie dazu, den Aufbau dieser Beziehungen zu vermeiden.
Darüber hinaus neigen Personen mit einem ängstlich-vermeidenden Bindungsstil dazu, sich vermehrt sexuell zu betätigen, kämpfen mit der Regulierung ihrer Emotionen und erleben ein erhöhtes Risiko von Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Extrem überfürsorgliche Erziehung kann ebenfalls zu einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung beitragen. Narzisstische Eltern, die ihre Kinder als „Requisiten“ benutzen und verlangen, dass Kinder übermässig hohe Erwartungen erfüllen, könnten eine Rolle in ihrer Entwicklung spielen.
Wie es sich anfühlt, mit einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung zu leben
Personen, die Symptome einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung aufweisen, haben aufgrund ihres intensiven Bedürfnisses nach Wertschätzung, Fürsorge und Anerkennung durch andere eine schwierige Zeit. Sie sehnen sich so verzweifelt nach Zuneigung, dass sie bereit sind, den Wünschen anderer in allem nachzugeben, vom Alltäglichen bis zum Monumentalen. Die Wahl der Kleidung, die Aktivitäten, die Wahl der Mahlzeiten, die Ernährung, die Wahl des Wohnorts und des Tagesablaufs wird anderen überlassen.
Der Betroffene ist quälend abhängig von anderen und von Selbstzweifeln und einem Mangel an Selbstvertrauen geplagt; sie setzen sich häufig herab und haben wenig Selbstwertgefühl. Zu ihren grössten Ängsten gehört es, allein zu sein, da sie glauben, dass sie die Routinen des täglichen Lebens – und die damit verbundenen Entscheidungen – nicht alleine bewältigen können.
Einfluss auf die berufliche Laufbahn und Arbeitsfähigkeit
Ähnlich wie Menschen mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung kämpfen Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung bei ihrer Berufswahl. Positionen, die Eigeninitiative oder Führungsrollen erfordern, sind schwer zu halten. Ihr Bedürfnis nach Anleitung durch andere hält sie vom Aufstieg ab, und Positionen, die eine Durchsetzungsfähigkeit erfordern, sind in ihren Augen überwältigend und tabu.
Vorgesetzte und Mitarbeiter von Personen mit einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung können mit diesen Mitarbeitern ungeduldig werden, da ihre Unentschlossenheit oder ihr ständiges Bedürfnis, bestätigt zu werden, andere erschöpfen kann. Die Angst, einen Fehler zu machen, das Falsche zu tun oder Anforderungen nicht zu erfüllen, kann so gross sein, dass der Einzelne einen Job aufgibt, der ein gewisses Mass an unabhängigem Denken oder Handeln erfordert.
Einfluss auf Beziehungen
Abhängige Persönlichkeitsstörung-Betroffene haben Mühe, unabhängig zu funktionieren. Die verzweifelte Sehnsucht nach Verbindung kann zu Beziehungen führen, in denen sie ausgenutzt oder missbraucht werden. Während die meisten von uns ein bisschen Angst haben, verlassen zu werden, sind Menschen mit einer Abhängige Persönlichkeitsstörung oft von dieser Angst besessen. Ihre Anhänglichkeit und Bedürftigkeit mögen in der frühen Phase einer Beziehung „normal“ erscheinen. Leider fallen Projektionen und Illusionen weg, wenn sich Beziehungen entwickeln, und einige Partner sind nicht in der Lage, die verzweifelte Bedürftigkeit ihres Partners zu ertragen.
Abhängige Persönlichkeitsstörung-Betroffene sind oft bereit, Verunglimpfung und Misshandlung zu erleiden, um nicht allein zu sein. Beziehungsabbrüche sind ihre grösste Angst; Leider können ihr übermässiges Bedürfnis nach Bestätigung und ihre Abhängigkeit Partner und Freunde überfordern. Andere können das Gefühl haben, dass die Bedürfnisse dieser Person zu fordernd sind, und sie suchen nach Wegen, um die Beziehung zu beenden. Die Entscheidung, sich zurückzuziehen, kann jedoch Schuldgefühle hervorrufen, wenn sie erkennen, wie bedürftig ihr Freund oder Partner geworden ist.
Abhängige Persönlichkeitsstörung: Behandlung
Bei vielen Persönlichkeitsstörungen erkennen diejenigen, die die Diagnosekriterien erfüllen, möglicherweise nicht, dass sie überhaupt ein Problem haben. Personen, die eine klinisch signifikante Anzahl von Abhängige Persönlichkeitsstörung-Symptomen aufweisen, sind kaum anders. Die Gründe, warum sie eine Beratung suchen, hängen normalerweise mit Depressionen, Angstzuständen oder Sucht zusammen. Das Leben in einem Zustand ständiger Unsicherheit und Angst fordert seinen Tribut, und diese Personen wenden sich möglicherweise Substanzen als Mittel zur Selbstmedikation zu, um ihnen zu helfen, mit ihrer Angst fertig zu werden.
Kognitive Verhaltenstherapie kann hilfreich sein, um effektivere Bewältigungsfähigkeiten bereitzustellen, Erwartungen über Beziehungen zu revidieren und negative Überzeugungen zu ersetzen. Pessimismus wird oft mit der Abhängigen Persönlichkeitsstörung in Verbindung gebracht, daher kann die Aufmerksamkeit auf das Abbauen selbstzerstörerischer Gedanken ein weiterer Schwerpunkt der Behandlung sein. Durchsetzungstraining kann auch hilfreich sein, um ein stärkeres Selbstwertgefühl aufzubauen. Die Behandlung der Symptome einer Abhängigen Persönlichkeitsstörung kann hilfreich sein, wenn der Betroffene für Veränderungen bereit ist.
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03/10/2021 at 08:08
Ich habe leider auch nicht den Eindruck, dass für die Aussenseiter in unseren Schulen irgendwas getan wird. Offenbar nehmen Lehrkräfte dies oft tatsächlich nicht als Problem wahr. Oder noch schlimmer: Meine Tochter ist seit dem Kindergarten eine Aussenseiterin. Sie ist ein Kopfkind und etwas pummelig. Besonders wegen dem Übergewicht wurde sie häufig verspottet und abgewertet. Als ich das Problem bei ihrem Klassenlehrer angesprochen habe, hat er mir elegant zusammengefasst in etwa das gesagt: Ihre Tochter ist selber schuld und sie sind eine scheiss Mutter. Wenn ihre Tochter unter ihrem Übergewicht leidet muss sie halt abnehmen.“ …ich habe es gelassen ihn darauf hinzuweisen, dass meine Kleine nicht unter „ihrem Übergewicht“ leidet, sondern unter den ständigen Angriffen ihrer MitschülerInnen. 😡
Takeshi
21/11/2021 at 12:25
Ich habe leider auch den Eindruck, dass Kinder ohne Freunde in der Gesellschaft wahrgenommen werden.